Philosophie, Argumentation und öffentliche Debatte vermitteln

David Lanius

Philosophie, Argumentation und öffentliche Debatte vermitteln

David Lanius

David Lanius

Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am DebateLab am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Mitbegründer und Geschäftsführer des Forums für Streitkultur (mit Romy Jaster).

Populismus, Fake News und Hassrede

Der Aufstieg des Populismus bedroht die Demokratie in vielen westlichen Gesellschaften. Populismus könbte das Symptom einer allgemeinen Demokratieverdrossenheit oder der durch das Internet bewirkten Veränderungen in der politischen und gesellschaftlichen Kommunikation sein. Sicherlich wird er jedoch durch soziale Ungleichheiten und einen Mangel an inklusiver Debatte und demokratischer Deliberation verstärkt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Argumentation und Debatte die besten Mittel sind, um Konflikte zu lösen, (doxastische) Differenzen zu koordinieren und die Kluft zwischen Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Überzeugungen zu überbrücken. Mit anderen Worten, ich glaube, dass Argumentation und Debatte unsere beste Chance sind, politischer Polarisierung, Populismus, Fake News und Hassrede entgegenzuwirken.

Ziel ist es, die deliberative und partizipative Demokratie durch Offenlegen der Bedingungen für konstruktive Konflikte zu stärken. Mich interessiert vor allem, wie (und ob) Menschen ihre Überzeugungen durch rationale Argumentation ändern.

Können gute Argumente auch jemanden überzeugen, der radikal andere Überzeugungen hat? Wie sollen wir mit Leuten argumentieren, die an „alternative Fakten“ glauben? Gibt es spezifische Argumentationspraktiken, die spezifisch populistisch sind? Aber die Frage, die alle anderen beinhaltet, lautet: Wie kann die Qualität öffentlicher Debatten verbessert werden? Um diese Frage zu beantworten, arbeite ich am DebateLab unter anderem mit Gregor Betz zusammen.

Öffentliche Debatte und konstruktiver Konflikt

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Debatten, Argumente und konstruktive Konflikte brauchen

  • in der Wissenschaft, um den wissenschaftlichen Fortschritt zu erleichtern,
  • in Politik und Gesellschaft, um die Meinung Anderer anzuerkennen und zu respektieren,
  • in Unternehmen, um Innovationen zu fördern, und
  • im Privatleben, um miteinander auszukommen und voneinander zu lernen.

Wir müssen (immer wieder) mit anderen Überzeugungen, Perspektiven und Lebensweisen konfrontiert werden. Nur dann können wir mit Toleranz, Offenheit und Respekt miteinander umgehen. Dies hat sich durch die Erfolge des modernen Populismus in Europa und den Vereinigten Staaten auf tragische Weise erneut gezeigt.

Ich bin überzeugt, dass integrative und interdisziplinäre Ansätze in Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft der Schlüssel zu den drängendsten Problemen unserer Zeit sind. Keine einzelne Person, Partei oder Disziplin kann sie im Alleingang lösen. Das (akademische) Studium der Philosophie hat mich gelehrt, dass der Weg zur Wahrheit konstruktiver Konflikt ist.

Forschungsschwerpunkte

Meine Forschungsschwerpunkte liegen in der Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie, Logik und Argumentationstheorie. Ich interessiere mich dafür, wie man Philosophie für gesellschaftliche Fragen fruchtbar machen kann und wie man Lernenden an Universitäten und Schulen das Philosophieren vermitteln kann. Ein Teil meiner Forschung beschäftigt sich daher mit Fragen der angewandten Philosophie, der Bildungsphilosophie und der Didaktik der Philosophie.

Strategische Unbestimmtheit im Gesetz

Meine Dissertation in Philosophie habe ich bei Geert Keil an der Humboldt-Universität zu Berlin, Ralf Poscher an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Andrei Marmor an der Cornell Law School geschrieben.

Meine Dissertation wurde bei Oxford University Press veröffentlicht und befasst sich mit Vagheit und Unbestimmtheit in der Formulierung von Gesetzen, Urteilen und Verträgen. Gesetzestexte sind insofern besonders interessant, als sie ein sehr heterogenes Publikum ansprechen, in den unterschiedlichsten Situationen Anwendung finden und gleichzeitig klare und eindeutige Standards setzen müssen. Manchmal tun sie dies nicht, entweder aus Versehen oder mit Absicht. In der Dissertation habe ich versucht, drei miteinander verwandte Fragen zu beantworten. Erstens, was sind die Quellen rechtlicher Unbestimmtheit? Zweitens, welche Auswirkungen haben die verschiedenen Formen der Unbestimmtheit? Drittens, wie können und sollten sie gezielt verwendet werden? Die Dissertation untersucht die verschiedenen Formen von Unbestimmtheit, wie sie tatsächlich in Rechtstexten vorkommen, und hinterfragt (u.a. anhand spieltheoretischer Modelle) die Bedingungen, unter denen sie in Gesetzen, Urteilen und Verträgen strategisch eingesetzt werden können.

Aktueller Forschungsschwerpunkt: Vermittlung argumentativer und epistemischer Kompetenzen

Mich interessiert, wie (und ob) wir unsere Überzeugungen durch rationale Argumentation ändern und wie wir unsere Meinungsbildung stärker nach Gründen ausrichten können. Zurzeit untersuche ich, wie argumentative Fähigkeiten effektiv an Schulen und Universitäten erworben und gelehrt werden können und wie die Vermittlung der epistemischen und Reflexionskompetenzen der Philosophie dazu beitragen kann, Fake News und Populismus entgegenzuwirken.

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